Das Schicksal Ist Ein Mieser Verräter.

Dienstag, Oktober 23

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"Okay, wo waren wir stehen geblieben?"
"Die künstlichen Freuden."
Er schob die Zigarette zurück in das Päckchen. "Richtig. Die kalten und künstlichen Freuden des Freizeitparks. Doch lass mich dir sagen, dass die wahren Helden der Wunschfabrik die jungen Männer und Frauen sind, die warten können wie alte Männer an der Bushaltestelle oder die frommen Mädchen auf die Ehe. Stoisch und ohne zu klagen, warten sie darauf, dass ihnen ihr wahrer Herzenswunsch begegnet. Möglich, dass er niemals auftaucht, aber wenigstens können sie in Frieden ruhen, mit der Gewissheit, dass sie ihren kleinen Beitrag geleistet haben, die Integrität des Herzenswunsches als Idee zu bewahren."

"Krebsbücher sind doof", sagt Hazel Grace zu Beginn der Geschichte. [...] Sie weiß, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt, weil sie Krebs hat. Aber sie will deshalb nicht bemitleidet werden. Lieber vermeidet sie Freundschaften. Bis sie in einer Selbsthilfegruppe auf Augustus trifft. Gus ist intelligent, witzig, umwerfend schlagfertig und er geht offensiv mit seinem Schicksal um. [...] Trotz ihrer Handicaps und Unerfahrenheit - Hazel und Gus verlieben sich ineinander. Sie diskutieren Bücher, hören Musik, gucken Filme und erörtern die Ungerechtigkeit einer Evolution, die Mutationen wie sie zulässt. [...]

(Zitate: Seite 85 und Klappentext | Cover: goodreads.com)

Ganz zu Beginn möchte ich einmal sagen, dass mir der originale Titel The Fault In Our Stars bedeutend besser gefällt! Das Schicksal ist ein mieser Verräter ist auch in Ordnung, aber um ehrlich zu sein nicht mein Favorit in Sachen Buchtitel. 

Green's Schreibstil ist unglaublich fesselnd, einer der Punkte, die das Buch so genial machen. Die vielschichtigen, stehts authentischen Figuren tragen ebenfalls dazu bei. So viel könnte ich nun über Gus und Hazel schreiben, die wundervolle Verbindung, die sich langsam zwischen den beiden aufbaut und die Reise, die sie in die Niederlande machen, um dort Hazels Lieblingsautor zu treffen. 

Aber das ist es nicht, was dafür sorgen wird, das ich dieses Buch so schnell nicht vergessen werde. Vielmehr ist es die einmalige Atmosphäre, die John Green erschafft. Er lässt seine Figuren zwischen einer kindlichen Freude am Leben und dem sehr erwachsenen Wissen, nicht mehr allzu lange auf der Erde zu wandeln agieren und erschafft damit eine ganz eigene Stimmung. 

Doch statt dabei, wie viele andere Autoren, in eine schön geredete Welt, fern jeder Realität abzudriften, lässt Green seine Figuren authentisch und sarkastisch mit ihren Schicksalen umgehen. Dies ist kein "doofes Krebsbuch", wie Hazel sie nennt, sondern viel mehr die Geschichte mehrerer betroffener Familien, die, wenn auch fiktiv erschaffen, so lebensnahe und echt sind, das man fast anfängt zu zweifeln, dass der Autor sie nur erfunden hat.  

"Ich erzählte Augustus die groben Umrisse meines Krebswunders: Mit dreizehn die Diagnose Schilddrüsenkrebs, Stadium IV. (Ich erzählte ihm nicht, dass diese Diagnose genau drei Monate nach meiner ersten Periose kam. So in etwa: Herzlichen Glückwunsch! Du bist eine Frau. Und jetzt stirb.) (S.27/28)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter wirft einen authentischen, wie auch sarkastischen Blick auf die Realität zweier krebskranker Jugendlicher, die trotz eines sicheren Todes ein wenig Normalität leben wollen, ohne Rücksicht auf die Leere, die sie zurücklassen werden. Für dieses durchwegs berührende Werk vergebe ich neun Triads.


3 Heart(s):

Binzi hat gesagt…

Hallo :)

Wirklich eine schöne Rezension! Die Textausschnitte aus dem Buch geben dem ganzen einen Hauch Lebendigkeit - wirklich großes Lob meinerseits! :)

Ich habe das Buch noch ungelesen hier liegen & bin schon sehr gespannt darauf.

Liebe Grüße
Binzi
www.binzis-buecher.blogspot.de

coffeebar hat gesagt…

Ich habe das Buch Ende August/Anfang September gelesen & es hat mich so lange nicht losgelassen, auch nachdem ich es schon längst zuende gelesen hatte. Hab es danach immer in meiner Tasche gehabt, es ab & zu einfach irgendwo aufgeschlagen & ein paar Momente lang gelesen & mich an die Situation im Buch zurückerinnert. Eigentlich jede Szene in diesem Buch ist so schön & traurig & einzigartig & ach, ganz besonders einfach.

Schöne Rezension auf jeden Fall. :)

Christine hat gesagt…

Yeah, du mochtest es.
Und: yeah, ein neues Blogoutfit. Gefällt mir gut. Genauso wie die Idee der Kurzrezensionen. :)

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